Abformtechnik für kleine Figuren
Teil2

Vorläufige Fassung

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Im Gegensatz zur Abformung in Gips, wird hier ein Verfahren
beschrieben, das mit Hilfe von Abformsilikon eine Hartgummiform für excellente Abgüsse entstehen lässt.
Das "Know How" vermittelte mir Hans Joachim Kossack,
Zinngießer, Modellbauer und Abformtechniker aus 06667 Weißenfels.
Ihm gilt mein besonderer Dank.

Silikonkomponente Lego Knete Spachtel
Welche Materialien werden benötigt?


Abformsilikon der Firma POLYCONFORM Produktname Platsilita 22-4T Komponente A und Komponente B. (Siehe auch Internet)



Legobausteine (für die Formeinfassung),

Holzbrettchen mit Pappauflage,

Kinderknete PLASTILINA,

ein kleiner Spachtel




Für die Abformung kleiner Zinnfiguren hat sich eine Form mit folgenden Abmessungen als praktikabel erwiesen.
Innenmass: 9,5 cm mal 6,4 cm Höhe: 3,0cm

Als Unterlage benötigt man ein Arbeitsbrettchen aus Sperrholz von 12 cm mal 18 cm, Stärke ca. 1 cm und eine Pappunterlage von 12,5 cm mal 9,5 cm




Arbeitsplatte
Auf das Arbeitsbrettchen legt man die Pappunterlage und baut darauf den Legorahmen auf.
Damit dieser nicht verutschen kann, wird er mit Knete fixiert.

Die Kinderknete nimmt eine olivbraune Farbe an, wenn sie in einem Gefäß durch Erhitzen in flüssige Form gebracht wird.






Eingießen Der Legokasten wird weiter aufgebaut, damit die flüssige Knete eingefüllt werden kann. Dazu werden 5 Knetestangen in einer Büchse langsam auf dem Herd erwärmt, bis sie flüssig geworden sind. Dann ist eine Temperatur von ca. 70 - 80 Grad erreicht. Die Farben haben sich zu einer olivgrünen Masse vermischt. Anschließend wird die flüssige Knete durch ein Kaffee-Sieb in den Legoformkasten gegossen. Fremdstoffe werden somit aufgefangen. Es wird nur soviel Knete in den Kasten gegossen, bis die Hälfte des Kasten gefüllt ist. Somit bleiben noch ein und eine halbe Legosteinschicht frei. Bitte darauf achten, dass der Kasten waagerecht steht.
Hinweis: Bei Legosteinen können Fugen entstehen, durch die flüssige Knete oder auch flüssiges Silikon dringen kann. Diese Fugen sind vorher von innen mit Knete und Spachtel zu verstreichen.


Die Knete muss nun abkühlen. Noch im warmen Zustand, wird die Zinnfigur in das Knetebett vorsichtig eingedrückt, so dass die Figur bis zu ihrer Kontur in der Knete ruht.
Das Knetebett hat die Aufgabe, der abzuformenden Figur einen sicheren und festen Halt zu verschaffen. Nach einigen Stunden kann man sich daran machen, die Ränder der Figur falls notwendig zu unterfüttern. Dazu eignet sich ein selbst erstellter Spachtel, der aus Kupferdraht gefertigt wird. Man sollte schon sehr scharf hinsehen, dass an keiner Stelle später das flüssige Abform-Silikon unter die Figur laufen kann. Deshalb ist eine Lupe anzuraten.






Nach dem Eindrücken der Zinnfigur und dem Anspachteln werden die Ränder der Knetmasse an den Legowänden mit dem Spachtel waagerecht "planiert" und die Hälfte des Eingusskegels herausgearbeitet,
hier mit weißer Knete verdeutlicht. Der Kegel kann bis an das Fussbrettchen der Zinnfigur heranreichen. Man kann auch einen kleinen Zwischenraum lassen und später mit einem Skalpell die Gussöffnung freischneiden.
Mit einem 5 mm-Spiralbohrer werden ohne größeren Druck ca. 5 mm tiefe Löcher gebohrt,die Ränder danach geglättet und mit dem Bohrerende wieder nachgeformt.
Im Bild sind zwei Figuren in das Knetebett eingelegt, der Gusskegel (aus Blei vorgeformt)mit je einer Verbindung zur linken und rechten Figur dargestellt. Übrigens erhält man nach dem ersten Guss automatisch ein Kegelmodell, das dann wieder verwendet werden kann.
Damit ist die Form soweit vorbereitet, dass die erste Silikonfüllung erfolgen könnte. Doch HALT! Jetzt muss eine Trennschicht aufgebracht werden, damit hinterher das Silikon nicht überall haftet.
Dazu werden die Legoinnenwände, die Zinnfiguren, der Eingusskegel und die gesamte Knete-Fläche mit Vaseline ganz dünn eingestrichen, aber wirklich dünn. Praktischer Hinweis: Man nehme Vaseline aus der Drogerie, gebe einen kleinen Klecks auf den linken Handrücken (dort kann sie sich erwärmen und wird dünnflüssig)und verstreiche sie mit einem feinen Haarpinsel.







Im nächsten Schritt wird die Silikonmischung hergestellt. Doch vorher muss das Volumen des Legokastens von der Kneteschicht bis zum oberen Rand ermittelt werden.
In unserem Beispiel: Länge mal Breite mal Höhe also 9,5cm mal 6,4cm mal 1,6 cm rund 98 qcm
Wir setzen gleich: 1 qcm gleich 1 Gramm Silikon Diese 98 qcm werden zur Hälfte von der Komponente A und die andere Hälfte von der Komponente B aufgefüllt mit je 49 Gramm
Der abgebildete Plastikbecher wiegt 8 g. Auf einer Feinwaage wird soviel der Komponente B eingefüllt, bis die Waage 57 g anzeigt (49 g + 8 g).
Danach wird die Komponente A hinzugegeben, bis 106 g angezeigt werden (57 g + 49 g).















Jetzt werden die Komponenten A und dann die Komponente B in den Plastikbecher vorsichtig eingegossen und solange verrührt, bis ein einheitlicher Farbton vorhanden ist. Dabei den Bodeninhalt des Bechers besonders intensiv mit verrühren.


Lassen sie die Mischung ca. 2 min ruhen, damit sich Luftblasen auflösen können. Achten sie auf Sauberkeit der Verschraubungen auf den Behältern. Tempotücher oder Haushaltspapier sollten immer bereitliegen.


Der Legokasten liegt waagerecht, aus dem Plastikbecher ergießt sich aus ca. 30 cm Höhe über dem Formkasten ein sehr dünner Strahl auf den Eingusskegel und dann auf die Figur. Dann wandert der Strahl auf die übrige Fläche bis der Formenkasten aufgefüllt ist. Mit diesem Verfahren wird sicher gestellt, dass keine Luftblasen in der Silikonmmasse verbleiben.


Die Silikonmasse benötigt ca. 3 bis 4 Stunden bis sie ausgehärtet ist. Die Reste im Becher deuten auf den Zustand hin. Die Masse fühlt sich gummiartig an.


Vorsichtig beginnen wir mit dem Abbau des Legokasten. Silikonplatte und Kneteplatte dürfen sich nicht voneinder trennen. Die Lego-Steinchen weisen Spuren von Silikon und Knete auf. Diese bitte sofort auf Haushaltspapier abstreifen.


Die Silikonplatte hat sich an den Rändern etwas hochgezogen. Diese Kante wird mit einer scharfen Schere abgeschnitten, damit beim nachfolgenden Umdrehen die Silikonplatte plan auf der Arbeitsplatte aufliegen kann.


Der ganze Silikon-Knete-Block wird vorsichtig auf dem Arbeitsbrett umgedreht und das Abräumen der Knete beginnt. Dabei wird Stück für Stück mit dem Spachtel entfernt. Lassen sie sich Zeit. Achten sie immer darauf, dass durch die Knete die Zinnfigur nicht aus ihrem Bett gehoben wird. Deshalb halten wir mit der linken Hand dagegen.


Nachdem alle Knetereste von der Silikonplatte entfernt wurden, steichen wir die Seitenflächen erneut mit Vaseline ein und bauen dann den Formenkasten mit Legosteinen wieder auf.

Achtung: Die Zinnfigur darf keinesfalls aus ihrem Bett gehoben werden. Durch die hohe Passgenauigkeit der Abformung, wird es nicht gelingen, sie so einzulegen, dass sie wieder fest umschlossen wird.


Nun wird die Innenwand des Formenkastens dünn mit Vaseline eingestrichen ebenso der Eingusskegel und die Zinnfigur.


Sollte noch kein Eingusskegel zur Verfügung stehen, muss die obere Hälfte des Eingusskegels dazu moduliert werden. Zum oberen Rand sollte dabei ein Abstand von ca. 1 cm Höhe eingehalten werden. Abschließend ist ganz sorgfältig die Silikonplatte mit den Noppen (rund herum !) mit Vaseline einzustreichen.


Werden hier Bereiche mit Vaseline nicht abgedeckt, hilft später nur noch das Skalpell. Silikon auf Silikon ohne Vaseline klebt wunderbar!!!











Die Oberschale ist gegossen und nach ca 3. bis 4 Stunden können die Legosteine abgebaut werden.



Trotz aller Sorgfalt, fließt Silikon zwischen die Legosteine. Diese Lappen lassen sich mit einer Schere oder dem Skalpell entfernen.

Nun können wir versuchen die beiden Silikonplatten vorsichtig auseinander zu klappen. Auch hier ist bisweilen ein Skalpell einzusetzen, weil es immer wieder Verklebungen geben kann.

Danach wird wieder die obere Kante der zweiten Silikonhälfte mit einer Schere beschnitten.



Beide Formhälften werden unter fließendem Wasser mit einer Handbürste und Pril kräftig geschruppt, damit Vaseline und andere Verschmutzungen entfernt werden.


Nach dem Waschen werden die beiden Formenhälften wärmebehandelt. Der Fachmann spricht von -Tempern-. Dazu werden sie im Backofen bei bis zu 80 Grad 3 Stunden lang erhitzt oder durch mehrtägiges Lagern auf der Heizung wärmebehandelt. Dabei härtet das Silikon noch weiter aus und erhält eine festere Konsistenz.

Sollte der Eingusskegel nicht bis an die Figur heranreichen, kann mit einem Skalpell nachgeschnitten werden.

Sicht auf Formtrichter

Luftkanalschnitt


Bei zusammengeklappten Formenhälften bilden die linke und die rechte Form einen gemeinsamen Trichter. Dieser Trichter ist für den Guß sehr wichtig. Erstens wird durch ihn das flüssige Metall in die Form geleitet und zweitens baut sich ein Materialdruck auf, damit in alle Bereiche der Form das Flüssigzinn hineingedrückt wird.

Dabei kann es aber zu Stauungen des Zinns kommen, weil die eingeschlossene Luft nicht entweichen kann. Nach dem ersten Guss wird klar, wo zusätzliche Luftkanäle zu schneiden sind. Diese sollen grundsätzlich erst nach schräg oben verlaufen. Sonst könnte schnell auch mal flüssiges Zinn durch diese Kanäle entweichen.

Das Schneiden der sehr schmalen Kanäle bedarf einer gewissen Übung und lässt sich nur mit einem Skalpell vornehmen. Zuerst wird ein ca.1 bis 2 mm tiefer senkrechter Schnitt vollzogen, der danach kaum zu erkennen ist. Mit der linken Hand ziehe man das Silikon etwas auseinander, erkennt den Schnitt und setze ein zweiten im Winkel von 45 Grad. Dabei sollte der Zwischenraum ca. 1/2 mm ! oder weniger sein. Mit einer Pinzette werden die Kanalreste herausgezogen. Erst der Zinnguss zeigt uns, ob weitere Schnitte vorzunehmen sind.














Bevor wir zum Grießvorgang kommen, sind noch folgende Arbeiten zu erledigen.
Aus Multiplex (Sperrholz) sind zwei 8 mal 12 cm große Brettchen zu schneiden (Baumarkt)mit einer Stärke von ca. 11 mm. Weiter sollte bereit stehen: eine kleine Zwinge, Talkum aus der Apotheke nebst Pinsel (klein), ein Bunsenbrenner, eine Gießkelle aus Stahl (Haushaltsware, 60%iges Zinn und etwas Antimon (Lagermetall WM20)und Schutzhandschuh.

Als Arbeitsfläche bietet sich ein altes Holztablett an oder man baut eine eigene Unterlage. Auf alle Fälle sollte es einen Rand besitzen. Das Hantieren mit Bunsenbrenner und flüssigem Zinn darf nur unter Aufsicht von kundigen Erwachsenen erfolgen.






So ausgerüstet, kann das Gießen auch in der Küche stattfinden.

Hier sei noch mal daran erinnert, was auch für die Gipsform galt.

Form erwärmen, mit Talkum sparsam einpudern, Formenhälften mit Brettchen und einer Zwinge zusammen halten. Wenig Druck auf die Zwinge geben.

Nach dem Guß sollte die Form erst nach 4 bis 5 Minuten geöffnet werden. Mit einer Flachzange (Achtung: Hitze) kann die Figur vorsichtig herausgehebelt werden.

Ein neuer Guss kann sofort erfolgen, wenn ein wenig mit Talkum nachgepudert wird.










Nach ausreichender Abkühlung ca. 5 min kann die Form vorsichtig aufgeklappt werden. Mit einer Zange wird der noch heiße Zinnguss herausgehoben und mit Leitungswasser gekühlt.



Danach wird der Eingusstrichter in einen Schraustock gespannt und die Figuren mit einer Säge vom Zinn-Block getrennt.








In der Regel muss noch der Sägeschnitt unter dem Zinnbrettchen plan geschliffen werden. Dazu nimmt man keine Feile, weil diese sich schnell mit Zinn zusetzen würde. Sandpapier der Körnung 80 wird auf eine ca. 2cm breite Leiste geklebt auf der nun die Standfläche der Figur geschliffen wird.






Replikate einer Rieche-Figur zum Thema: Hannoversche Armee um 1830